Politiker Bestenliste

politik_gut
Hermann Scheer

Er hat geraucht wie ein Schlot und auch sonst nicht gesund gelebt – leider. Ich vermute er war im Umgang nicht einfach aber er hatte immer meine Meinung insofern musste ich mich nie über den Tonfall seiner manchmal etwas religiös anmutenden Aussagen echauffieren. Wer so recht hat und unter Einsatz seines Lebens im großen Maßstab gegen rauchende Schlote, für die Energiewende und den sozialen Friedens kämpft, dem ist das aber irgendwie erlaubt. Außerdem war er – leider eine Seltenheit bei Politikern, die es gut meinen – auch in den Politics also der Durchsetzung seiner Ziele in den schmutzigen Niederungen der Tagespolitik ziemlich geschickt. Die Idee als Vorraussetzung für die Privatisierung der Bahn eine Bürgeraktie zu fordern war zum Beispiel schlichtweg brilliant. Aktie klingt rein vom Wortgefühl her zu schön marktliberal, um es einfach ablehnen zu können, machte aber mit dem Bürger verknüpft die Verscherbelung der DB erstmal unmöglich. Nicht zuletzt nachdem durch die T-Aktie, Manfred Krug auf seine alten Tage noch zu Hassfigur wurde.

Norbert Lammert

Wäre der Mann Direktkandidat in meinem Wahlkreis ich würde vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben CDU wählen. Er sieht aus wie ein Bürokrat aus der Bonner Zeit. Aber dahinter verbirgt sich ein ehrlicher, stringenter, parlamentarischer Demokrat, der es wagt sich unbeliebt zu machen und Vertreter von Despoten einfach mal zu sagen, dass sie genau das sind. Und der Minderbemittelten von der SPD Spitze versucht klarzumachen wie man eine demokratiegefährdende Gestalt wie Guttenberg argumentativ rankriegen könnte. Allein dafür sollte man ihn lieben. Auch wenn wir uns über manche Inhalt nochmals unterhalten müssen: Nobby, ich gründe einen Fanklub. Irgendwann…

Hans-Christian Ströbele

Ja er kann irgendwie auch Nerven aber er sagt was er macht und macht was er sagt. Auch wenn ihn selbst bei den Grünen keiner mehr mag, der Mann ist meinungsunkorrumpierbar wie Sokrates. Zudem ist er überzeugter Radfahrer und hat seit Theo Waigels Abgang die eindrucksvollsten Augenbrauen des deutschen Bundestages. So lange nicht Martin Walser auf seine alten Tage plötzlich seine Vorliebe für den Berliner Politikbetrieb entdeckt…

Thomas de Maizière

Ein Konservativer der tatsächlich zu seinen Werten steht und als Verteidigungsminister arbeitet statt nur zu blenden. Der als Innenminister immerhin nicht so haltlos übertrieben hat, wie der Mann mit dem längsten Politikrichtungsweg Deutschlands zuvor. Ich finde lange nicht alles toll, was er macht. Aber immerhin ist sein Wirken stringent und er macht einen besseren Eindruck als der komplette Rest des derzeitigen Zufallskabinetts, bei dem die Teilnehmer schneller die Stellungen wechseln als Swinger in Neukölln. Nein, Thomas ist anders. Aber warum genau denken diese Politiker eigentlich immer, dass Fehler und Skandale möglichst in der Form von kleinen fettigen Salamischeibchen aufgeklärt werden müssen? Inzwischen schließt längst jeder von der Scheibe auf die Wurst, nicht nur wenn die Haare des Delinquenten genauso fettig glänzen wie das Dauerfleischprodukt. Aber die Problembären machen stumpf weiter und bei jedem neuen Skandal tröpfeln die Informationen sparsam aus dem Gammelfleisch in der Hoffnung, dass ganz vielleicht keiner den Weg der öligen Tropfen nachverfolgt. In unser modernen Allmediengegenwart eine sehr trügerische Hoffnung. Ach Thomas hättest du dich doch einfach hingestellt und gesagt: „Ja verflucht, ich hab halt gedacht das klappt schon irgendwie! War total dämlich, es tut mir leid. Ich werde versuchen mich zu bessern.“ Dann hättet Merkel dir nicht ihr vollstes Vertrauen aussprechen müssen und du wärest ob mit Drohne oder ohne noch zu recht hier auf der Bestenliste. Aber so…es tut mir leid…bist du hier nur noch so ehrenhalber bis zum nächsten großen Zapfenstreich.